Mittwoch, 25. Mai 2016

Dash Cam

Die Kamera fürs Auto habe ich nun endlich in Betrieb genommen. Wie sie funktioniert zeige ich an einem kurzen Beispiel. Shopping Mall The Gables, meine Routine am Tag.



Diese Geräte sind für mich immer noch komplizierte Wunder der Technik. Deswegen habe ich mich am Nachmittag damit beschäftigt. In Berlin brauche ich die Kamera nicht, weil ich kein Auto habe. Hier brauche ich es auch nicht, ist aber ein schönes Spielzeug, um den Freunden in Deutschland ein paar Impressionen rüber zu beamen.

 
Vielleicht schaffe ich es noch, den GPS Modus einzurichten, dann fahren wir auf der Karte den Weg nach.

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Soeben bekomme ich einen Link zugeschickt. Swaziland in der Frankfurter Rundschau:
http://www.fr-online.de/panorama/swasiland-beten-fuer-regen,1472782,34280116.html


Panorama - 24.05.2016

Swasiland

Beten für Regen

Der Mangel an Wasser gehört im ländlichen Teil des Tieflands fast schon zum Alltag.
Foto: JournAfrica
Von Sabelo Mkhabela
Unser Autor Sabelo Mkhabela arbeitet als Journalist in Kapstadt. Doch weil das Dorf in Swasiland, in dem er aufwuchs, von einer Dürre betroffen ist, macht er sich auf den Weg nach Hause. Eine Liebeserklärung an seine Heimat.
Fast ein ganzes Jahr ist vergangen seit meinem letzten Besuch zuhause. Diesmal würde es anders sein als all die anderen Male, das war mir von Beginn an klar.
Die Reise dorthin ist noch dieselbe. Von Kapstadt nach Swasiland zu kommen ist nicht so leicht, erst mit dem Flieger nach Johannesburg, dann sechs Stunden Fahrt im Minibus. Wenigstens verläuft heute alles reibungslos: keine Tumulte, keine Betrunkenen, jeder hat einen Sitzplatz. Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich am Grenzposten Oshoek an. Die Abfertigung am Zoll ist mühsam wie immer, doch schließlich wird der Pass gestempelt. Ich bin offiziell im Königreich.
Der Stadtrand von Mbabane, der Hauptstadt, ist weniger als 30 Kilometer von der Grenze entfernt. Alles ist grün, wie immer. Mbabane liegt im Highveld, einem Hochplateau, auf über 1200 Höhenmetern. Hier fällt der meiste Regen im ganzen Land. Vielleicht ist die Dürre doch nicht so düster, wie mein Bruder es mir vorausgesagt hat?
Ja, ich habe in den Nachrichten darüber gelesen. Schon im November berichtete die Zeitung „The Times of Swaziland “ von über 10 000 verendeten Rindern, die wegen der Hitzewelle gestorben waren. Swasiland hat 630 000 Stück Vieh. Mir erschien 10 000 im Vergleich als kleine Zahl. Doch meine Heimat, Malindza im Lowveld, dem Tiefland, gehörte schon da zu den am stärksten betroffenen Gegenden des Landes.
Als ich nach Hause komme, ist es bereits dunkel. Ich bin erschöpft von der Reise. Am nächsten Morgen fällt mir sofort das Gras ins Auge, so kurz und welk, dass es mich an den Herbst erinnert. Es hat in der sengenden Hitze seine ganze Farbe verloren. Es ist mitten im Sommer, eigentlich sollte es jede Woche wie in Strömen regnen! Tut es aber nicht. Seit über einem Monat nicht.
Ein Blick über den Horizont, auch da ist es nicht besser. Normalerweise steht der Mais, Swasilands Grundnahrungsmittel, zu dieser Jahreszeit schon mannshoch. Stattdessen liegen die Felder brach, der Boden ist unbebaut. Säckeweise steht das Saatgut herum und wartet auf sein Schicksal.
Mit meinem Bruder und einem Freund fahre ich in der angenehm heruntergekühlten Honda-Limousine einer Bekannten durch die Nachbarschaft. Es ist nicht ungewöhnlich, dass altes Vieh am Straßenrand verendet. Aber so viele? „Die Hunde fressen sie nicht mehr“, sagt mein Bruder. „Sie hatten schon genug davon.“ Die kleine Wasserstelle, wo unsere Nachbarn ihre Tiere tränkten und wo einige andere ihre Kleider wuschen, liegt ausgetrocknet da. Nur der dunkle, rissige Boden ist ein letzter Hinweis darauf, dass es hier einmal Wasser gab.
Der Mangel an Wasser gehört im ländlichen Teil des Tieflands fast schon zum Alltag. Im Vergleich zu den anderen drei Regionen des Landes – dem Highveld, dem Middleveld und der Lubombo-Ebene – gibt es hier Jahr für Jahr den geringsten Niederschlag. Die Bewohner zehren vom Grundwasser. Im Schnitt teilen sich zehn Familien einen zentralen Wasserhahn. Ich erinnere mich noch wie gestern, als die Bewohner meines Dorfes vor etlichen Jahren gruben und schaufelten wie die Weltmeister. Sie bauten ein System von Wasserleitungen, Dutzende von Kilometern lang. Damals war ich noch ein Jugendlicher, und für mich war es, als beobachtete ich den Bau der chinesischen Mauer oder der Pyramiden von Cheops. Die Leute hatten ein brennendes Verlangen danach, endlich sauberes Trinkwasser zu bekommen.
Das Projekt wurde von den Chinesen finanziert. Nach zwei Jahren war es fertig. Unsere Regierung machte von Anfang an klar, dass sie nur die Technik zur Verfügung stellen würde. Das System zu betreiben und instand zu halten sollte Sache der Gemeinde sein. Ein paar Monate dauerte der himmlische Segen an: Sauberes Wasser aus einem Hahn, nur wenige Meter entfernt vom eigenen Haus. Dann ging die zentrale Wasserpumpe kaputt. Die Gemeinde versammelte sich: Jede Familie sollte einen kleinen Beitrag für die Reparatur der Pumpe bezahlen, nur ein paar Groschen. Das ist nun ein Jahrzehnt her. Bis heute kam nicht genug Geld zusammen.
Einer unserer Nachbarn ist der erfolgreichste Maisbauer in unserer Gemeinde. In schlechten Jahren, wenn der Regen knapp war – was immer mal wieder vorkam – , entschied er sich seine Felder zu bewässern. Tag für Tag fuhr er mit seinem alten roten Massey-Ferguson-Traktor über die Felder und verteilte das kühle Nass. Ein teures Unterfangen in einer so trockenen Region. Meinem Nachbarn war klar, dass er in solchen Jahren nicht viel Gewinn machen würde, aber sein guter Ruf war ihm wichtiger. Für seine Kunden tat er alles.
In diesem Jahr ist es anders. Auch seine Felder liegen brach. Es gab nicht einmal genug Regen, um überhaupt die Samen auszusäen.
Unser Nachbar, ein in der Gemeinde angesehener Mann, wirkt angeschlagen. Er hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Seine Lebensmittelvorräte reichen noch, sagt er. Aber wie er seine Kinder weiter zur Schule schicken soll, wenn er in diesem Jahr nichts verkauft, das weiß er nicht. Ich habe Mitleid mit ihm.
Die Rinder meines Nachbarn sind Haut und Knochen, genau wie alle anderen Rinder in unserer Gemeinde. Sie stehen auf Äckern, auf denen es nichts zu grasen gibt. Sie legen sich aus Erschöpfung auf den Boden. Manche schaffen es nicht wieder aufzustehen.
Die Regierung hat den Landwirten in den betroffenen Gebieten geraten, ihr Vieh an Landwirte in weniger betroffenen Gebieten zu verkaufen. Und tatsächlich: Im Middleveld zum Beispiel sind die meisten Rinder gut genährt. Auch die Weiden sind so, wie sie im Sommer sein sollen, das Gras knielang und grün.
Meiner Gemeinde hilft das nicht weiter. Ein anderer Nachbar hat einige Male versucht, der gnadenlosen Sonne zu trotzen und Mais anzupflanzen. Aber das Ergebnis erinnert eher an vertrocknete Zwiebeln. Nebenan beladen ein paar Männer einen Pick-up mit Heu. Swasiland importiert Unmengen Heu aus Südafrika als Viehfutter. Das bleibt aber den gut Betuchten vorbehalten.
Ich muss oft an ein Gedicht denken, das wir einmal in der Schule lasen, eine alte Überlieferung. Einst, erzählt man sich, als der Regen ausblieb, versammelten sich die Ältesten der Gemeinde und gingen gemeinsam die Hügel hinauf, um für Regen zu beten. Am Abend danach goss es in Strömen. Aber Menschen sind nun mal Menschen. Sie eilten zu ihren Pflügen, schnallten die Ochsen davor und begannen die Felder zu bestellen. Doch sie vergaßen, der Gottheit zu danken, so wie es die Beziehung zwischen Mensch und Gott verlangt.
Ich bin nicht gläubig, aber dieses „Wunder“ ist bis zum heutigen Tage in meinem Kopf geblieben. Die Älteren glauben, dass der Mensch Schuld sei an der Dürre, weil er Gott nicht genug Dankbarkeit entgegenbringe. Warum hat sich unsere Gemeinde dieses Jahr nicht auf den Weg gemacht, die Hügel hinauf? Ich bin mir nicht sicher.
Derzeit wird das Wasser von der Regierung rationiert. Die staatliche Zuckerindustrie – Zuckerrohr ist eines der wichtigsten Exportgüter Swasilands – hat Schwierigkeiten, die Plantagen zu bewässern. Der Fluss Usutu, den das Unternehmen für die Bewässerung nutzt, hat den niedrigsten Wasserstand aller Zeiten. Das Schlimmste steht uns noch bevor.
Die Kooperation
Die Berichterstattung über Afrika beschäftigt sich meist mit Flüchtlingen, Hungersnöten, Kriegen und Krankheiten. Doch auf dem zweitgrößten Kontinent der Erde passiert noch weitaus mehr. In Afrika leben mehr als 1,1 Milliarden Menschen, die ihren Alltag bewältigen, lieben und lernen und ihre Umwelt kreativ gestalten. Um einen vielfältigeren Blick auf ihr Leben zu werfen, kooperiert die FR mit dem Projekt JournAfrica.
Das deutschsprachige Nachrichtenportal für Journalismus aus Afrika ist über www.journafrica.de zugänglich und kostenlos.
Unter dem Leitmotiv „Afrika anders denken“ bieten dort afrikanische Journalistinnen und Journalisten aus über 50 Staaten Nachrichten, Analysen und Reportagen aus den Ländern an, in denen sie leben – authentisch und vielfältig. Ziel ist es, ein ausgewogeneres Bild Afrikas zu vermitteln. (FR)
Copyright © 2015 Frankfurter Rundschau

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