Sonntag, 22. Oktober 2017

Malaria kommt

Swasiland ist bei Touristen ein beliebtes Reiseziel. Einer dieser exotischen Orte in Afrika, der nicht mit Elend und Krankheiten für Schlagzeilen in den europäischen Medien sorgt.  Höchstens einmal im Jahr macht das Königreich Schlagzeilen, wenn der Monarch eine neue junge Frau aus dem Reich seiner aus Untertanen zur Königin erhebt. Oder, wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Zahl der HIV-Infizierten bekannt gibt.  Swasiland liegt noch immer ganz oben im Ranking bei Aids.

Aids interessiert aufgeklärte Touristen aus Deutschland kaum, weil sich die Besucher mehr für die schöne Landschaft und die wilden Tiere interessieren. Sextourismus ist hier im Land noch kein Problem, wie in Kenia zum Beispiel.  Bei den Reisevorbereitungen erfährt der deutsche Tourist, dass Swasiland frei ist von sogenannten Tropenkrankheiten. Die Moskitos hier sind, wie bei uns in Deutschland die lästige Mücken. Wenn sie stechen dann juckt es. Eine Malaria-Prophylaxe, so wie in den Ländern mit Traumstränden, war bislang nicht nötig – in der Vergangenheit.

Seit 1988 erzähle ich meinen Besuchern, dass es hier keine Malaria gibt. Das hat sich jetzt aber schlagartig geändert. In der letzten Woche haben die Zeitungen von vier Todesfällen berichtet. Malaria als Todesursache. Selbst das hiesige Gesundheitsministerium ist aufgeschreckt.
Mein Schlafzimmer

Zur Beruhigung meiner Freunde und Leser des Blogs, ich schlafe nicht nur in Afrika, sondern überall wo es Mücken gibt (auch am Bodensee im Sommer) unter dem Moskitonetz. Das Summen am Ohr ist mir unerträglich.
 

Erwirscht, erschlagen

 Hier in Swasiland ist die malariafreie Zeit vorbei. Vielleicht auch eine Folge des Klimawandels, denn im Nachbarland Mosambik ist Malaria eine tödliche Epidemie.  Diese Nachricht hat natürlich Auswirkungen auf die Tourismusindustrie.  Auch wenn STA (Swaziland Tourist Authority) noch keine Warnung ausgesprochen hat, so beobachten die Gesundheitsämter in Deutschland die Entwicklung Afrika sehr sorgfältig.  

Interessant ist die Geschichte des Volkes der Swasis, die mir mein Freund Jabu erzählt. Die Gruppe um den Clan der Emaswati ist vor dem kriegerischen König Shaka Zulu nicht nur wegen seiner Brutalität und Kriege aus dem Zululand in die Berge geflohen, sondern auch, so erzählt man sich,  in die malariafreien Berge im Norden. Ins heutige Swasiland.  Die Menschen hier sind Traditionalisten. Deshalb glauben sie nicht daran, dass es in ihrem Königreich Malaria geben kann. Und wenn, dann kommt das Übel (natürlich) von den Nachbarn.  Eine Kampagne gegen Malaria gibt es zwar, gefördert von der WHO, aber so recht ernst nimmt man das hier im Highfeld oder Middlefeld nicht. Deshalb wirkt es etwas kurios, wenn ein Reporter die Empfehlung ausspricht, man solle Schweppes Dry Lemon oder Tonic Water trinken. Dieses Getränk enthalte Chinin und das schütze vor Malaria. Das wussten schon die britischen Kolonialisten. Sie erfanden den heute noch beliebten Mix „Gin Tonic“ als sun downer.

Sollte ich mir wohl wieder angewöhnen, bevor ich unter mein Moskitonetz krieche.

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