Donnerstag, 13. April 2017

Wechselstube



Liebe I.,
zurück in der aller-Ersten Welt, der Traumwelt des Monarchen im Quasiländchen, berichte ich mal, was ich mit den Dollarnoten, Deinem Ersparten, hier erreicht habe. Enttäuschend ist das Ergebnis, aus Deiner Sicht, denn Deutschland will das Bargeld abschaffen.
Mit den Scheinen im Umschlag erreichte ich Berlin. Die drei Nullen hinter der Eins haben niemand an der Grenze interessiert. Ich gehe damit also zu meiner Sparkasse, in der ich 40 Jahre Kunde bin. Die Bankangestellte gibt mir zu verstehen: “Fremdwährungen nehmen wir nicht mehr! Versuchen Sie es doch mal im Bahnhof in der Wechselstube!“ Da ich noch ein zweites Konto bei der Sparda-Berlin habe, versuche ich es dort. Haargenau die gleiche Antwort. Auf mein Warum höre ich „das lohnt sich für uns nicht, der Aufwand ist zu teuer.“
Meine Schwester fliegt im Mai in die USA. Sie will die Hälfte übernehmen, wenn die Scheine echt sind. Daran habe ich keine Zweifel, aber das reicht ihr nicht. Hat Angst, dass sie mit Blüten in Amerika erwischt wird. Wie prüft man US$ in Berlin?
Bahnhopf Alexanderplatz
Da fällt mir die Wechselstube RIA im Bahnhof ein. Ich biete 500 zum Tausch in Euro und frage, ob der Banker hinter der Glasscheibe die gesamte Summe, alle Scheine prüfen kann. Kann er. Zuerst einmal per Hand und Augenschein. Zufrieden. Dann schießt er jeden Schein, nach Wertangabe 20, 50, 100 durch eine Maschine mit Display. Prüfung bestanden. Dann kommen die Scheine noch in eine größere Maschine. Auch hier keine Auffälligkeiten. Schließlich holt er einen Katalog hervor, blättert zu der US-Seite mit den Abbildungen der verschiedenen 20 Dollarscheinen und vergleicht. Okay!
Er tauscht mir 500 und gibt mir 500 in den kleinen Scheinen zurück. Ich bekomme eine Quittung. Da merke ich, dass die Wechselkurse, die ich aus dem Wirtschaftsteil der Zeitungen oder Online gelesen habe, reine Mondpreise (Fantasiekurse) sind. In echt, wer braucht heute noch Bares? Wir werden hier auf die bargeldlose Zeit eingestimmt. Bankkarten, Kreditkarten, Online-Banking – wozu brauchen wir noch Geldscheine?
Ich bin genauso enttäuscht wie Du, liebe I.
Viele herzliche Grüße aus einem kühlen, verregneten, trüben Frühlingstag. Ostern wird nicht besser. Ich vermisse meinen Garten in Swasiland.
F.

Dienstag, 4. April 2017

Abflug und Ankunft

Drama beim Abschied aus Ezulwini. Beinahe hätte ich meinen Flieger in Johannesburg verpasst, weil mein Freund Jabu mich wieder mal zeitlich versetzt hatte. 11  Uhr wollte er mich mit seinem Auto zum Flughafen in Südafrika bringen. Das hatten wir schon lange vorher vereinbart. Ich sitze aufgepackten Koffern und warte im Hof. Pünktlich (wie immer). Um 11:20 h bekomme ich eine WhatsApp "I am on my way!" Um 12 Uhr rollte er an, verstört berichtet er "I am in a crisis". Sein Auto, der Jeep für die Fahrt nach Joburg, hätte ihn plötzlich ausgeschlossen. Alle Türen verriegelt, der Schlüssel innen, er könne mich nicht bringen.
Nun, was tun?

Ankunft in Berlin
An einem Sonntagmorgen erreiche ich niemanden von meinen Bekannten. Der Autoverleiher antwortet nicht, also fährt mich Jabu mit seinem Reserveauto, das nicht für den Grenzübertritt geeignet ist, auf der Suche nach einem Taxi in Mbabane. Er findet während der Fahrt, per Smartphone einen Fahrer, der mich sofort bringen kann. Wenigstens reicht die Zeit noch für die Fahrt bis zum Einchecken am Airport.
Fehlendes Zeit-Management empfinde ich als größtes Hindernis im Zusammenleben mit Swazis. Sie können es einfach nicht! Egal, aus welcher Bildungsschicht. Und selbst wenn wir darüber reden, dann geben sie zu, dass sie es wissen. Einzig und allein Flugzeuge können nicht warten. Dieser Zeitplan sie allein gültig und wird als Maßstab für Pünktlichkeit akzeptiert. Theoretisch.
(Hier erzähle ich gern die Geschichte, dass es auch dafür Ausnahmen in Swaziland gibt. Die Entourage mit der Prinzessin auf dem Flughafen in Sikhupe schaffte es, das Flugzeug der Südafrikanischen AirLink für 30 Minuten aufzuhalten. Royal Order! Ich saß damals im Flugzeug und musste warten.
http://ephoto-ezulwini.blogspot.de/2016/06/abflug-mit-airlink.html )

Also, zurück zum Sonntag, 2.4.2017. Wir erreichten den Flughafen rechtzeitig. Ein Taxifahrer aus Swaziland ist auf dem Autobahnzubringer mit den vielen Spuren zum Departure Terminal überfordert. Hupen hilft da nicht. Ich kenne mich aus (habe mich selbst oft genug verfahren) und kann ihm den Weg zeigen. Alles gut.

Heute sitze ich in Berlin und kann die Geschichte entspannt beschreiben. Es ist mal wieder gut gegangen. Der "Spaß" hat mich 3,000 Emalangeni gekostet. 2,500 hatte ich gerade noch dabei. Man weiß ja nie. Hier jetzt ist es mal wieder klar: Wer eine Reise in diesem Teil der Erde macht, ist immer gut beraten, Vorratswirtschaft und Zeitplanung aus der sogenannten Ersten Welt zu beherzigen. Das ist albern, aber manchmal hilft es.
Ob Jabu daraus irgendwelche Konsequenzen zieht, wenn er mal wieder mit mir ein Unternehmen plant? Ich habe starke Zweifel, denn wie sagt der Kölner? Es ist noch mal gut gegangen.
................oooooooooooooo000000000000000000oooooooooooooo..................................

Ich habe die Pampelmuse vor meiner Abreise gepflückt. Riesig. Aber ich habe sie nicht aufgeschnitten, nur fotografiert. Eine Zwilligsfrucht, eine Laune der Natur, keine neue Züchtung.

http://ephoto-ezulwini.blogspot.de/2017/03/losung-des-ratsels.html