Montag, 16. Oktober 2017

Beim Zahnarzt

Wie meist in meinem Leben, passiert ein gesundheitliches Malheur am Wochenende. So auch diesmal. Ich wunderte mich beim Genießen eines Schokoladenstückchens, dass ich auf  etwas Hartes biss. Da war etwas drin, was nicht rein gehört. Also untersuche ich dieses Stückchen Metall … mein Gold-Inlett war’s. Backenzahn oben rechts.

Nun lebe ich hier in einem Land, das den Anschluss an die Erste Welt für 2022 plant. Dekret des Königs. Also gibt es hier auch Zahnärzte. Ich kenne Dr. dent. Mthethwa aus früheren Begegnungen. Heute machte ich mich auf den Weg in seine Praxis. In Ezulwini hat er eine Satelliten-Klinik. Von Freunden höre ich, dass er nur nach vorheriger Anmeldung Patienten aufnimmt. (Kommt mir bekannt vor.)

Die Dame am Empfang ist von meinem Besuch nicht sonderlich überrascht, denn was kann ich schon wollen. Der Dentist kommt ohnehin erst am Mittwoch nach Ezulwini. Ein Notfall, erkläre ich. Dann sollte ich wohl nach Mbabane fahren. Und während sie am Telefon auf Antwort aus der Praxis in der Hauptstatt wartet, reinigt sie sich die Fingernägel mit einem Instrument, welches jedermann von seinem Behandlungsstuhl sieht und kennt: Ein Stück Metallstil mit zwei typisch gebogenen Haken an jedem Ende, ein Dental Excavator Double Ended Instrument. Damit werden die Löcher im Zahn ausgeräumt. Hier reinigt die Empfangsdame ihre Fingernägel. Eine Begegnung der besonderen Art.

Ich bekomme meinen Termin in Mbabane. Nach 30 Minuten Wartezeit in einem sauberen, geräumigen Aufenthaltsraum bin ich dann dran. Dr. Mthethwa sieht sich die Stelle an beginnt ohne lange Vorrede mit der Reparatur. Ich erkläre ihm noch, dass ich eine provisorische Füllung möchte, denn nach meiner Rückkehr nach Berlin, will ich dort ein neues Inlett in Auftrag geben. Zu kurz meine Zeit hier in Swasiland, eine längere Prozedur zu beginnen. Ich habe eine großformatige, gelbe Schutzbrille auf der Nase, schaue in Rückenlage nach oben – auf ein Gemälde unter der Decke, welches mich an einen Epigonen von Van Gogh erinnert. Schmerzfrei, ohne Komplikationen wird die Lücke aufgefüllt, mit einer Masse, die die Assistentin angerührt hat. Alles geht stressfrei, professionell über die Bühne. Angepasst, passt! Danke!

Am Empfang bekomme ich die Rechnung: 872,40 Emalangeni (1 Euro z.Zt. 16 Emalangeni) Meine Kreditkarte nimmt die Helferin nicht. Im Portemonnaie habe ich aber nur E 400. „Na dann, kommen Sie morgen und bringen Sie das Geld!“

Weg bin ich. Einfach, schlicht und professionell. Morgen gibt es wieder ein Stückchen Schokolade.

 

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